Im Endspurt des Kommunalwahlkampfs erhielten die SPD-Stadtratskandidaten und SPD-Oberbürgermeisterkandidat Peter Stranninger am Freitagvormittag prominente Unterstützung: Kevin Kühnert, stellvertretender SPD-Parteivorsitzender und Juso-Bundesvorsitzender, machte auf seiner Bayern-Tour Station in Straubing. Doch statt einer Kundgebung am Stadtplatz, besuchten die Genossen das Mahnmal im Pulverturm und die Gedenkstele an die Opfer der Todesmärsche im April 1945.
Erinnerungsarbeit sei angesichts der gesellschaftlichen Probleme mit Rechtsradikalismus, Rassismus und Antisemitismus wichtiger denn je, betonte Bürgermeister Hans Lohmeier an der Stele am Hagen. In der Nacht zum 24. April 1945 lagerten rund 6000 Gefangene des Konzentrationslagers Flossenbürg auf dem Marsch nach Dachau am Hagen. Rund 350 von ihnen starben an Erschöpfung oder wurden von den Nationalsozialisten getötet.
Katastrophale Denksysteme entlarven
Vielen Straubingern seien diese
tragischen Ereignisse nicht mehr
bewusst, so dass sie achtlos an der
Stele vorbeigehen. Das Leben gehe
zwar weiter, aber die Gräueltaten
der Nazis seien kein Vogelschiss, betonte
Lohmeier. Um das katastrophale
Denksystem der heutigen
Rechtsextremisten zu entlarven, sei
Erinnerung an die früheren Taten
wichtig. Deshalb werde für den
Abend des 23. April an der Stele
eine Gedenkveranstaltung zum 75.
Jahrestags der Todesmärsche geplant.
Auch Stranninger betonte,
wie wichtig es sei, aus der Vergangenheit
zu lernen, um zu verhindern,
dass sich ähnliche Dinge wiederholen.
Stadtrat Werner Schäfer informierte Kevin Kühnert über die historische Bedeutung des Pulverturms und seine Entwicklung zum Denkmal. Das moderne Kunstwerk des Landshuter Künstlers Karl Reidl, das 1963 im Pulverturm aufgestellt wurde, habe anfangs für heftige Diskussionen gesorgt. Künstler Max Messemer erläuterte die Kunstinstallation von FOS/ BOS-Schülern, die erst im vergangenen Jahr neu geschaffen wurde. Kevin Kühnert war beeindruckt von den Gedenkstätten, hörte mit Interesse zu und legte zusammen mit Lohmeier ein Gesteck mit roten Nelken an der Stele nieder. Auf der Schleife des Gestecks stand: „Euer Leiden verpflichtet uns.“