Leserbrief von Bernd Vogel in der Straubinger Rundschau vom 26. 07. 2024
Um es gleich vorwegzunehmen: Natürlich haben wir andere Probleme als eine neue Tribüne, natürlich gibt es soziale Anliegen und natürlich wünsche ich mir für meine Schule St. Stephan schon viele Jahre eine Sanierung der durchaus maroden Turnhalle. Dass nicht alles gleichzeitig geht, dürfte jedem klar sein. Aber ein zartes Pflänzchen gleich im Keim zu ersticken, nur weil das nicht zum robusten Charakter und einer anderen Denkweise des Herrn Böhm passt, ist sicherlich der falsche Weg. Anstatt steinzeitlicher Draufhau-Mentalität sollte man das Ganze doch eher differenziert betrachten.
Die Tribüne steht als Synonym für das Volksfestvorfreudetribünenfest, kurz VVTF. Ohne Tribüne ist es nur ein VVF. Geht natürlich, ist aber nicht so schön. Die Leute wollen auch mal angemessen feiern in Zeiten, in denen es nicht allzu viel zu lachen gibt. Punkt.
Jetzt kommen die Sozis Stranninger und Kliem mit dem Vorschlag „Bürger für Bürger“ daher. Eine Art Crowd Funding, wie es zur Finanzierung in allen Bereichen des Lebens weltweit schon längst problemlos und erfolgreich Einzug gehalten hat. Die Rendite wäre in diesem Fall „Spaß an der Freud“. Nicht das Schlechteste. Der Gewinn ist gute Stimmung, und die Verwendung einer mobilen Bühne wäre tatsächlich ein wunderbarer Beitrag dazu. Warum also nicht. Gut, alle fast 50.000 Bürger hätten nicht Platz darauf. Die passen aber auch nicht ins Eisstadion, die Joseph-von-Fraunhofer-Halle oder das Stadion am Peterswöhrd. Gleiches gilt für Keglerhalle, City-Dom oder unsere schönen Straubinger Kirchen. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Jetzt fehlt halt noch die Tribüne, die tatsächlich vielfältig einsetzbar wäre. Konzerte im Laga-Gelände, Public Viewing, und, und, und…
Aber um einen Kontext für den ursprünglichen Verwendungszweck zu schaffen, sind mir bei dem Begriff Volksfest die Zeltbetreiber, die Festwirte des Gäubodenvolksfestes in den Sinn gekommen. Sie verkaufen ja den immer wieder neu gestalteten Jahreskrug, um Geld für kulturelle Anschaffungen zu sammeln. Das könnte man doch verwenden, um eine T für das VVF anzuschieben.
Ich hab jetzt ehrlich gesagt, keinen der Wirte gefragt, ob das eine Option wäre. Ich will sie ihre temporär schwere Arbeit in Ruhe tun lassen. Schließlich werde ich einer der 1,4 Millionen Besucher sein, der in ein paar Wochen das kühle Bier durch die Gurgel rinnen lassen wird und dazu Ente, Gickerl oder Ochs isst. Aber danach, wenn abgerechnet ist, müsste Zeit für ein Gespräch sein. Frei nach John F. Kennedy: „Frage nicht, was die Stadt für dich tun kann, sondern was du für die Stadt tun kannst.“
Ach ja, Herr Böhm. Wenn Sie Lust haben, würde ich Sie gerne zu „Schwimm, Agnes schwimm“ vom 5. Bis 7. August einladen. Persönliche Begrüßung vom Herzog Albrecht inklusive einer Flasche „Trink, Agnes, trink“. Und zwei Karten auf unserer bescheidenen „Tribüne“ könnte ich für das Stück, das unter anderem humorvoll und charmant kommunalpolitische Defizite auf's Korn nimmt, für Sie hinterlegen. Greifen Sie zum Hörer. Meine Telefonnummer haben Sie ja. Dann könnte ich Ihnen bei unserem vertraulichen Gespräch gleich noch verraten, dass Peter Stranninger und Marvin Kliem noch nie bei einem Auszug in einer Kutsche gesessen sind.
Bernd Vogel
Mitglied des Kultur- und Partnerschaftsausschuss
Stadtrat (SPD)