Öztürk, Leiter der Einrichtung, klärt die Kommunalpolitiker auf. Von den 105 Bewohnern seien 30 Kinder und etwa 20 Prozent sogenannte Fehlbeleger, also Personen, die laut Gesetzbuch eigentlich kein Recht mehr haben, dort zu wohnen. Wer anerkannter Asylbewerber sei, müsse sich eine eigene Wohnung suchen. Dass dies nicht so einfach ist, dürfte jedem klar sein. „Aber ich kann sie doch nicht in die Obdachlosigkeit entlassen“, sinniert Öztürk. Deswegen bleiben sie da.
Die Unterkunft funktioniert ganz einfach, selbstverwaltet. Es gibt Gemeinschaftsküchen, -toiletten und -waschräume. Bewohner übernehmen das Management für Bewohner. Wäsche kann abgegeben werden und ist nach drei Stunden fertig. Ein Mitarbeiter in der Unterkunft kommt auf etwa 70 Euro Lohn im Monat. „Nicht viel“, weiß Öztürk, „aber die Jobs sind begehrt“. Ein Mittel gegen die Langeweile. Es gibt tatsächlich nichts zu tun. Dabei wollen die meisten Bewohner Arbeit, sich eine eigene Existenz aufbauen, vom Tropf des Staates weg. Aber sie dürfen nicht oder finden keine Beschäftigung. Oft ein Teufelskreis.
Am schlimmsten ist die Situation, wenn neue Leute ankommen. Es dauert tatsächlich sehr lange, bis Menschen Geld von der Stadt bekommen. Sie wohnen ja nur in der Gemeinschaftsunterkunft und müssen für ihr Essen selber sorgen. Aber wie soll man das machen, wenn man in Straubing mittellos ankommt und bis zu 18 Tagen auf die monitäre Versorgung warten muss? Öztürk und auch sein Hausmeister greifen dann schon mal in den eigenen Geldbeutel und leihen einer Familie 100 Euro. Da hätten sie einfach Mitleid. Schließlich könnte die oft verzweifelten Flüchtlinge ja nicht stehlen gehen, um nicht zu verhungern.
Auf die Frage, was er sich für seine Einrichtung wünsche, wird Öztürk konkret. Es fehle an Sozialpädagogen, die sich um traumatisierte Menschen aus Kriegsgebieten kümmerten. Paten wären auch hilfreich für den Spracherwerb, Behördengänge und eine menschengerechte Integration. Mehr Verständnis vonseiten der Behörden und Ämter würde er sich auch wünschen. Julia Merl vom Sachgebiet Flüchtlingsbetreuung und Integration nennt dann auch Wartezeiten in anderen Kommunen von der Ankunft bis zur Geldzuteilung: „In Wallersdorf und Deggendorf dauere es einen Tag, in Landshut inzwischen nur noch 2 Stunden.“ Das würde Öztürk das Leben erleichtern, wenn er zu einem Familienvater mit zwei kleinen Kindern sagen könnte: „Hier in Straubing wirst du binnen 24 Stunden versorgt, damit du einkaufen kannst.“ Er überlege auch schon, ein Lebensmittellager anzulegen, um über die erste Not hinweghelfen zu können. Fraktionsvorsitzender Peter Stranninger versprach, den Dialog mit den zuständigen Sachbearbeitern zu suchen, um die Situation für die in Straubing angekommenen Flüchtlinge zu verbessern.