Die SPD ist die älteste noch bestehende Partei Deutschlands. 1890 gab sie sich ihren Namen, ihre Vorläufer gehen noch weiter zurück.
Sozialdemokratische „Umtriebe" gab es schon seit 1849,1850 gründete sich ein Arbeiterbildungsverein, der schließlich 1853 durch königliches Dekret geschlossen wurde. Ganz so alt ist die Straubinger SPD nicht, aber dennoch ist sie die älteste demokratische Partei in der Region. Sie wurde von Arbeitern am 4. November 1904 gegründet, also vor genau 120 Jahren. Diese Zahl wird heuer groß gefeiert. Die SPD prägte die Geschichte Straubings mit. Unter anderem stellte sie nach dem Krieg insgesamt 30 Jahre lang drei Oberbürgermeister: Hermann Stiefvater (zwölf Jahre von 1960 bis 1972), Fritz Geisperger (sechs Jahre von 1990 bis 1996) und Reinhold Perlak (zwölf Jahre von 1996 bis 2008).
Eine friedensbewegte Fahne aus der Vorkriegszeit
Das Jubiläum soll nun ab der zweiten Jahreshälfte 2024 Anlass für eine Rückschau und zum Feiern sein. Zum Auftakt haben sich dazu die führenden Köpfe der Straubinger Sozialdemokratie unter Vorsitzendem Jürgen Karbstein getroffen, um die jahrelang verschollen geglaubte historische SPD-Fahne in der Innenstadt im Rahmen eines Infostands zur Europawahl zur Schau zu stellen.
Die Traditionsfahne stammt vermutlich aus den Zwanziger- oder Dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, weiß Hans Lohmeier, Altbürgermeister und langjähriger Fraktionsvorsitzender. Während der Nazizeit sei sie in Regensburg versteckt worden. Sie marschierte auch bei den Friedensdemonstrationen der Achtzigerjahre mit. Traditionell wurde sie vom Ortsvorsitzenden aufbewahrt, war aber seit 2008 verschollen und fand sich erst 2023 wieder in einem Schrank in der SPD-Geschäftsstelle.
„Das Jubiläum ist für die Partei, die Fraktion, aber auch die Stadt ein ganz besonderes Ereignis, denn die Sozialdemokratie hat diese Stadt mitgeprägt und immer dann
für die großen Weichenstellungen unserer Stadt gesorgt, wenn Nachhol- und Modernisierungsbedarf war", so Lohmeier in einer gemeinsamen Erklärung mit dem derzeitigen Fraktionsvorsitzenden Peter Euler und den Fraktionskollegen.
Die Festleitung wird der stellvertretende Bezirksvorsitzende der Niederbayern-SPD, Marvin Kliem, gemeinsam mit den Stadträten Peter Stranninger, Gertrud Gruber sowie Ortsvorsitzendem Karbstein übernehmen. Sie wollen in der zweiten Jahreshälfte verschiedene Aktionen für die gesamte Stadtgesellschaft anbieten. Dabei sind Formate wie Lesungen, Ausstellungen oder auch historische Stadtspaziergänge „auf den Spuren des roten Straubing" geplant. Höhepunkt des Jubiläumsjahres soll dann eine große öffentliche Festveranstaltung sein.
Ein ehemaliger und ein jetziger Bürgermeister bringen zudem ihr Faible für Historisches ein: Die beiden Partei-Urgesteine Hans Lohmeier und Werner Schäfer arbeiten gerade an einer Aktualisierung der SPD-Chronik. „Die Stadt Straubing und die SPD teilen eine lange und sehr wichtige gemeinsame Ge-schichte mit sämtlichen Hochs und Tiefs. Wir als Sozialdemokraten waren 120 Jahre lang - mit Ausnahme der schrecklichen Nazizeit - mitgestaltende Kraft für ein immer besseres Straubing", so Kliem, „das wollen wir bewusst in unserem Jubiläumsjahr in Szene setzen."
Widerstand in der Nazizeit
Für Hans Lohmeier besonders wichtig: In der Nazizeit leisteten die Straubinger Sozialdemokraten aktiv Widerstand gegen das Regime. So sei zum Beispiel die Parteizeitung „Vorwärts" aus der Tschechoslowakei mit dem Fahrrad abgeholt und nach Regensburg geschmuggelt worden. Das hat manchem SPDler Konzentrationslager und Zuchthaus eingebracht, wie dem Stadtrat und Landtagsabgeordneten Josef Laumer, oder gar das Leben gekostet, wie Sepp Joringer.
Voraussichtlich noch im Juni werden Details des Jubiläumsjahres bekannt gegeben.
Die SPD wird in Straubing auch weiterhin ein Büro haben. Das teilte Marvin Kliem, stellvertretender Bezirksvorsitzender der Partei, auf Anfrage mit. Es gebe für die einzelnen SPD-Bezirke zusätzliche Gelder, die würden in Straubing in ein Büro investiert. Die Straubinger SPD mache nach einem geeigneten Raum in der Innenstadt. Wie berichtet, wird das SPD-Büro an der Dr.-Otto-Höchtl- Straße aufgegeben. Als Ersatz war zunächst eine Niederlassung des Regensburger Europa-Abgeordneten Thomas Rudner geplant, der schaffte aber den erneuten Einzug ins Europaparlament nicht.
Mit Erlaubnis des Straubinger Tagblatts | Straubinger Rundschau | 15.06.2024 |-pen-