18 Stufen bis zum Bier!

Straubinger SPD besucht Karmelitenbrauerei

Karmeliten
Karmelitengeschäftsführer Christoph Kämpf (rechts) weihte die Straubinger Sozialdemokraten in die Geheimnisse der Braukunst ein.

Dass das Brauen ein komplexer Vorgang ist, der Wissen, Erfahrung und Fingerspitzengefühl verlangt, davon konnten sich die Straubinger Sozialdemokraten am Freitagnachmittag bei einer rund vierstündigen Führung durch die Karmelitenbrauerei überzeugen. Geschäftsführer Christoph Kämpf vermittelte gekonnt Fakten und Zahlen rund ums Brauer-Handwerk: „Ich kann nur Bier!“ Das aber richtig. Darüber waren sich am Ende alle einig.

Karmelitenbier gibt es in Straubing seit 650 Jahren. Das ist die Tradition. Den Sprung in die Moderne hat man mit dem Bau der neuen Brauerei auf der grünen Wiese geschafft. In der Fürstenstraße war es zu eng geworden. Die großen Lastwagen passten nicht mehr durch das Tor, das eigentlich für Pferdefuhrwerke geplant und gebaut worden war. In der Senefelderstraße im Industriegebiet Straubing-Ost wird jetzt ebenerdig produziert. Das Brauwasser kommt aus zwei Brunnen: 50 und 100 Meter tief. Lediglich wer einen Blick in die Schaugläser der Kessel im Sudhaus erhaschen will, muss 18 Stufen erklimmen.
Man merkt Kämpf die Begeisterung für „seine“ Brauerei an. Energieautarkes Brauen sei das Ziel. Ein Baustein dazu sei das Ice-Age. Schnei-Lampen, wie man sie von Skipisten kennt, kühlten im Winter die Kältemittel auf natürliche Weise nach unten; Mikrogasturbinen heizten das Wasser in den Kesseln auf 160 Grad hoch. Mit Solarthermie und Frenelllinse habe man den CO2-Ausstoß schon um 40 Prozent senken können, so Kämpf: „Wenn alles läuft, was wir geplant haben, wird die Einsparung bei 99,6 Prozent liegen.“ Ein sportliches, aber durchaus realisierbares Ziel.
Nach vielen Erläuterungen über unter- und obergäriges Bier, einer Kostprobe zwischen den Lagertanks von frischem Zwickelbier, der Besichtigung der Abfüll- und Filtrationsanlage bis hin zur gesamten Bierproduktion endete der informative Nachmittag im Schalander, dem Brotzeitraum der Bierbrauer. Dort konnte man neben der Verkostung von gut einem Dutzend Karmelitenbiere noch einiges über das beliebte Getränk erfahren. Während in Bayern nach dem Reinheitsgebot gebraut werde, gebe es in Afrika auch Bananen- oder Hirsebier. Fett, Licht und Sauerstoff seien die drei größten Feinde des Biers, wusste Kämpf. Und die Karmelitenbrauerei sei 10.000 mal kleiner als das größte Bierkonsortium der Welt.
SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Stranninger bedankte sich beim Geschäftsführer für die hochinteressante und launige Führung und auch dafür, dass Kämpf auf die Verarbeitung regionaler Produkte bei der Bierproduktion achte. Ein traditionsreicher Betrieb, der den Blick trotzdem mit Augenmaß experimentierfreudig auf die Zukunft richte.
bvo