150 Jahre SPD

Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft

150 Jahre SPD
Die Straubinger SPD-Prominenz mit der Traditionsfahne, die im Versteck den Krieg überdauert hat: Von links: Dr. Olaf Sommerfeld, Petra Penzkofer-Hagenauer, Peter Stranninger, Dieter Rähr, Herta Neumeier, Christine Schrock, Bernd Vogel, Hans Lohmeier

150 Jahre SPD – eigentlich ein Grund, um groß zu feiern. Doch angesichts der schwierigen Hochwassersituation entschloss man sich bei der Straubinger SPD, nur eine kleine Feier abzuhalten, die Christine Schrock und Petra Penzkofer-Hagenauer aus Anlass dieses besonderen Geburtstages der Partei organisiert hatten.

So traf man sich im Hotel Röhrl und Stadtverbandsvorsitzender und Landtagskandidat Peter Stranninger konnte nicht nur den derzeitigen Fraktionsvorsitzenden Fritz Geisperger, sondern auch den ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Dieter Rähr, den früheren Tiergartendirektor Franz Wiegand und viele Stadträte begrüßen. Bürgermeister Hans Lohmeier berichtete in seinem Grußwort von der Teilnahme an der Fahrt nach Leipzig und zeigte sich begeistert von der großartigen Stimmung beim Festakt zum Parteijubiläum. Er erinnerte aber auch daran, dass man sich nach 150 Jahren nicht „auf seinen Lorbeeren“ ausruhen dürfe, sondern dass es sich lohnt, auch weiterhin mit vollem Elan Seit- an Seit‘ für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen.
Als „Urgestein“ der Straubinger SPD konnte Moderator Bernd Vogel auch Herta Neumeier begrüßen, die von der schwierigen Zeit nach dem Krieg erzählte, als es galt, die SPD wieder aufzubauen und zu alter Kampfkraft und Stärke zurückzuführen.
„Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“ unter diesem Motto stellten Christine Schrock und Dr. Olaf Sommerfeld zwei herausragende Persönlichkeiten aus der Geschichte der SPD vor. Christine Schrock hatte sich Antonie Pfülf ausgesucht, die den Wahlkreis Niederbayern im Reichstag vertrat. Zunächst machte sich Pfülf einen Namen als sie die Abschaffung des sog. Lehrerinnenzölibats initiierte, ebenso als Kämpferin für gleiche Chancen von Jungen und Mädchen in Schule und Ausbildung, was für die damalige Zeit geradezu revolutionär war. Im Heidelberger Programm der SPD zeichnete Pfülf verantwortlich für erste Ansätze einer Frauenquote.“Schon frühzeitig hat sich die Abgeordnete für eine energische Bekämpfung des Nationalsozialismus eingesetzt, was ihr einige Hetzartikel im Stürmer einbrachte“, so Schrock. Unvergesslich bleibt Pfülf jedoch als eine der 94 SPD-Reichstagsabgeordneten, die gegen das Ermächtigungsgesetz stimmten, wohingegen alle 444 Abgeordneten der anderen Parteien zugestimmt haben. Aus Verzweiflung über die politische Entwicklung nahm sich Toni Pfülf am 8. Juni 1933 das Leben. „Toni Pfülf engagierte sich ihr Leben lang vorbildlich für die Demokratie und hätte es längst verdient, dass auch in Straubing eine Straße nach ihr benannt wird.“, so Stadträtin Schrock abschließend.
Dr. Jürgen Sommerfeld stellte Kurt Eisner vor, der als Sohn eines jüdischen Fabrikanten 1867 in Berlin geboren wurde. Nach dem Studium der Philosophie und Germanistik arbeitete er als Journalist in Marburg. Ein Artikel in der Berliner Zeitschrift "Kritik" brachte ihm eine Verurteilung zu neun Monaten Haft wegen Majestätsbeleidigung ein. Er arbeitete beim "Vorwärts", wurde dann Chefredakteur einer Tageszeitung in Nürnberg und später Herausgeber des wöchentlich erscheinenden Blattes "Arbeiter-Feuilleton". Eisner entwickelt sich zum scharfen Kritiker der deutschen Kriegspolitik. Er organisierte den Munitionsarbeiterstreik in München und wurde deswegen für neun Monate inhaftiert. Am 8. November 1918 rief Eisner die Republik aus mit den Worten „Die Dynastie Wittelsbach ist abgesetzt! Bayern ist fortan ein Freistaat!“ Eisner wurde vom Münchner Arbeiter- und Soldatenrat zum ersten Ministerpräsidenten der neuen bayerischen Republik gewählt.
Von rechtskonservativen Kreisen wurde er als Verräter bezichtigt und bedroht. Nach einer herben Wahlniederlage und nur knapp 100 Tagen im Amt wurde Eisner auf dem Weg zur ersten Sitzung des neugewählten Landtags, wo er seinen Rücktritt erklären wollte, von dem Reserveleutnant Anton Graf von Arco auf Valley (1897-1945) erschossen.
Bei einem bayerischen Buffet und stimmungsvoller Oldie-Musik mit Rainer Sixt klang der Abend mit vielen netten Gesprächen und Anekdoten aus der Geschichte der SPD harmonisch aus.