Der Begriff „zweckgebundene Neuverschuldung“ könnte das drängende Problem der Wohnraumnot lösen, so die Meinung der Gäste einer SPD-Podiumsdiskussion zum Thema „Bezahlbarer Wohnraum“ in der Wildschänke. Allerdings spielt hier die Regierung von Niederbayern, die den Haushalt der Stadt genehmigen muss, nicht mit, wie SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Stranninger erläuterte. Die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt habe viele Ursachen.
Nur wenige Interessenten sprach das Thema „Bezahlbarer Wohnraum“ an. Man wolle eine Bestandsaufnahme der Wohnsituation erstellen und den Blick auf notwendige Änderungen richten, stellte Dr. Olaf Sommerfeld, SPD-Ortsvorsitzender, fest. Auf dem Podium saßen Fraktionsvorsitzender Peter Stranninger, Rechtsanwältin Karin Krinner und Christian Wurm von der Volksheim Baugenossenschaft.
Es gebe mit der Volksheim Baugenossenschaft, der Städtischen Wohnungsbau und der Kreiswohnungsbau in der Stadt drei Unternehmen, die die Mieten günstig halten, machte Christian Wurm deutlich. Am Beispiel von Legionellen im Trinkwasser oder der Energie-Einspar-Verordnung (EnEV) zeigte Wurm die Problematik der steigenden Anforderungen an die Vermieter auf. Zudem werden die Menschen und auch die Gebäude älter, sodass auch Ersatzbauten getätigt werden müssen.
Rechtsanwältin Karin Krinner skizzierte die Situation aus Sicht der Mieter, die immer dramatischer werde. Denn Mieter suchen immer länger nach einer neuen Wohnung, sodass sie auch versuche, mit Räumungsklagen Zeit zu schinden, dass die Menschen nicht auf der Straße stehen. Besonders schwer haben es ältere Leute und Familien mit mehr als drei Kindern. Für jede Wohnung, die inseriert werde, gebe es viele Bewerber. Aus ihrer Sicht gebe es in der Stadt zu wenige Wohnungen, sowohl auf dem freien Wohnungsmarkt, wie auch im sozialen Wohnungsbau.
Moderatorin Irene Ilgmeier wollte von Peter Stranninger wissen, ob man in Straubing überhaupt neue Baugebiete ausweisen könne. Die Stadt verfüge über keine eigenen Grundstücke, so Stranninger, es bestehe eine Knappheit von Grundstücken, sowohl für den Wohnungsbau, als auch bei Gewerbeflächen. Es sei lediglich im Westen der Stadt und im Lückenschluss Potenzial vorhanden. Es müsse aber schnell gehandelt werden, denn Straubing freue sich über Bevölkerungszuwachs, deshalb müssten auch Wohnungen geschaffen werden. In diesem Zusammenhang müsse man auch über Gebäudeaufstockungen nachdenken.
Karin Krinner hat den Eindruck, dass es in der Stadt einen Sanierungsstau bei den Wohnungen gibt. Das hänge auch damit zusammen, dass Förderprogramme eingestampft wurden.
Es bestehe überall Bedarf an Wohnraum, bestätigte Stranninger. Die Stadtverwaltung möchte gerne in Straubing-Ost sozialen Wohnungsbau anstoßen, aber die Regierung von Niederbayern verhindere dies mit der Begründung, dass erst die Soziale Stadt Straubing-Süd abgeschlossen werde müsse. Stranninger brachte den Begriff „zweckgebundene Neuverschuldung“ ins Spiel, aber die Stadtverwaltung sei dazu nicht bereit. Wenngleich die Gründe auch darin liegen, dass die Regierung von Niederbayern den Haushalt nicht genehmigen würde.
Die Aufstockung von Wohnblocks scheitert oft daran, dass die Statik dies nicht hergebe und eine Aufstockung nur bei einer notwendigen Dachsanierung auch Sinn mache, stellte Wurm fest. Karin Krinner ist überzeugt, dass sich die Situation noch verschlechtern werde und versteht nicht, dass Sanierungen nicht früher in Angriff genommen wurden.
Der Energiesparwahnsinn beim Wohnungsbau müsse reduziert werden, wünschte sich Christian Wurm. Ein weiterer Wunsch war an die Stadt gerichtet: dass Grundstücke nicht nur nach dem Höchstpreisgebot vergeben werden, da hier oftmals nur private Interessenten zum Zug kommen.
Straubinger Tagblatt | Straubinger Rundschau | 05.12.2016 | - eam -