Olaf Sommerfeld bleibt Straubings SPD-Chef. Sommerfeld ist auf der Versammlung des Stadtverbandes am Mittwochabend in der „Geiß“ einstimmig bestätigt worden. Seine Vertreter Petra Penzkofer-Hagenauer und Jürgen Karbstein wurden ebenfalls bestätigt. Zuvor war die Grande Dame der Straubinger SPD, Hertha Neumeier, mit der Willy-Brandt-Medaille in Gold ausgezeichnet worden.
Die Willy-Brandt-Medaille ist die höchste Auszeichnung, welche die SPD an Mitglieder zu vergeben hat. Sie geht an Mitglieder, die sich um die Sozialdemokratie in besonderer Weise verdient gemacht haben. Hertha Neumeier, langjährige Stadträtin und ehrenamtliche AWO-Geschäftsführerin, erhielt die Auszeichnung anlässlich ihrer 70-jährigen Partei-Mitgliedschaft.
In ihrer Dankesrede sprach die demnächst 88 Jahre alt werdende Trägerin der Goldenen Bürgermedaille der Stadt allerdings einen wunden Punkt der Partei an: „Ich habe der Tagesordnung entnommen, dass ich geehrt werde, aber niemand hat mich gefragt, ob ich überhaupt kommen kann. Ich bin bald 88, eine kleine Rückfrage wäre gut gewesen.“ Und dann ihre Botschaft: „Ihr müsst auf die Leute ein bissl zugehen, auch auf uns Alte.“
In seinem Rechenschaftsbericht hatte Olaf Sommerfeld bereits ein weiteres SPD-Problem angesprochen. Die angedachte Fusion der drei Straubinger Verbände Alburg, Ittling und Straubing „hat sich erledigt. Der Ortsverein Ittling hat sich aufgelöst, die Mitglieder sind jetzt beim Ortsverein Straubing.“
„Wer hat’s erfunden? Wir“
In den Mittelpunkt seiner Rede stellte Sommerfeld aber die Frage der sozialen Gerechtigkeit als den Markenkern der SPD. Als Schwerpunkte der Straubinger SPD nannte er die Weiterentwicklung des Programms Soziale Stadt, sozialen Wohnungsbau und Stadtentwicklung. Die kürzlich vom Stadtrat beschlossene 15-Prozent-Quote von Sozialwohnungen bei künftigen Geschosswohnbauten nannte Sommerfeld einen „tollen Erfolg“ der SPD-Stadtratsfraktion: „Wer hat’s erfunden? Wir, die SPD.“
Das in dieser Woche vom Stadtkämmerer vorgestellte Plus von vier Millionen Euro im Stadthaushalt nannte Sommerfeld erfreulich, schränkte aber ein, dass diese Zahl „vielleicht kritisch hinterfragt werden“ müsse. Bundespolitisch bezog Sommerfeld klar Position gegen das von der SPD-Spitze befürwortete geplante Freihandelsabkommen Ceta: „Ceta ist die Eingangstür für TTIP. Auf dem Parteitag der Bayern- SPD in Amberg hat die Basis schon den Daumen gesenkt, und das ist mir auch persönlich ganz wichtig.“
In der anschließenden Wahl statteten die Mitglieder Sommerfeld mit dem Traumergebnis von 100 Prozent bei null Enthaltungen oder ungültigen Stimmen aus. Den meisten Beifall erhielt jedoch Kassier Peter „August“ Euler. Der langjährige Inhaber des wenig begehrten, weil arbeitsintensiven Postens hatte bei seiner letzten Wahl heftig Klage darüber geführt, dass er ohne Gegenkandidaten nicht auf die volle Zustimmung gekommen war, und ein richtiges Donnerwetter losgelassen. „Lieber August“, scherzte Sommerfeld deshalb vor der Euler- Wahl, „ich hab vorgelegt“, und Geschäftsführerin Christine Schrock strich ebenso wie Kassenprüfer Fritz Geisperger launig Eulers Vorzüge als „hervorragender Kassier“ heraus. Mit Spannung wartete der Saal danach auf das von Christine Schrock verkündete Ergebnis: „Peter Euler ist einstimmig gewählt.“ Ein geradezu frenetisch zu nennender Jubel brach daraufhin los. Peter Euler erhob sich und sprach: „Du hast mich zwar noch ned gefragt. Aber ich nehme die Wahl an“, nahm wieder Platz und wirkte so zufrieden wie einer, der weiß, dass Donnerwetter manchmal reinigend sind.
Straubinger Tagblatt | Straubinger Rundschau | 22.07.2016 | -we-