Zum Bericht „Kein Diktat der Kirchen“ im Straubinger Tagblatt vom 26. Januar.
Jetzt hat also der politisch nach Orientierung suchende Heiko Schumann endlich seine politische Heimat gefunden. Von der SPD wegsegelnd mit einer Zwischenlandung bei den Grünen ist er nun bei den Piraten vor Anker gegangen. Da ist er jetzt auch noch gleich Landtags-Direktkandidat geworden. Da muss man natürlich auch seine politischen Ziele verkünden. Weil er ja ein liberaleres Bayern will fällt ihm nichts Besseres ein als das FDP-Lied von den Stillen Tagen und den längeren Ladenöffnungszeiten mitzusingen.
Als Stille Tage sind folgende Tage festgelegt: Aschermittwoch, Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag, Allerheiligen, Volkstrauertag, Toten- oder Ewigkeitssonntag, Buß- und Bettag und Heiliger Abend.
Diese Tage haben bei vielen Menschen in Bayern einen hohen Stellenwert. Die gesetzliche Regelung sieht vor, dass an diesen neun Tagen öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen nur erlaubt sind, wenn sie den ernsten Charakter dieser Tage wahren. Für alle, die den religiösen Hintergrund und die christliche Tradition dieser Feiertage ernst nehmen, ist dies eine verständliche Praxis. Auch für alle anderen sollte diese Einschränkung im Prinzip tolerierbar sein. Die Piraten aber sehen in den Verboten religiös motivierte Unterdrückung und eine unrechtmäßige Vermischung von Staat und Kirchen. Aber anders als die FDP, die sich nur mit ihrer Forderung, dass in die stillen Tage bis 2 Uhr morgens hineingefeiert werden darf, bei ihrem Koalitionspartner CSU durchgesetzt hat, regen die Piraten an, die Stillen Tage ganz abzuschaffen.
Ich bin dankbar für die Stillen Tage und kann mir nicht vorstellen, dass ihre Aufhebung einen Gewinn für unsere Gesellschaft bedeuten würde. Wir Menschen - und nicht nur wir Christen - brauchen solche stillen Tage, wir brauchen Atempausen fürs Leben. Gerade an den genannten Tagen stehen die Themen Vergänglichkeit, Sterben, Tod, Leid, Krieg im Mittelpunkt. Schwierige Themen, denen heute viele Menschen ausweichen wollen, doch diese Themen holen jeden und jede letztlich irgendwann im Leben ein.
Mit der Abschaffung der Stillen Tage und der Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten steht zu befürchten, dass dies der erste Schritt zu einer weiteren Aufweichung des Sonntagschutzes wäre. Auch wenn es natürlich immer die sozial notwendigen Ausnahmen geben muss, gilt es den Sonntag als arbeitsfreien Tag zu bewahren. Ich bin der Meinung, dass Sonntage und Feiertage nicht nur in der christlichen Tradition eine große Bedeutung haben, sondern es den Menschen ermöglichen, freie Zeit in der Familie, mit Freunden oder mit ehrenamtlichem Engagement zu verbringen. Daneben bin ich überzeugt, dass es den Menschen gut tut nach einem Rhythmus zu leben, der regelmäßige freie Tage vorsieht.
Die berechtigten Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen stehen ebenfalls gegen eine weitere Ausweitung von Ladenöffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen.
Peter Euler
stellv. SPD-Fraktionsvorsitzender
Kirchenvorsteher Christuskirche