Aus der SPD-Landeskonferenz am 10. Dezember in Nürnberg ist Juso-Bundesvorsitzende Johanna Uekermann mit einem für sie selber und die SPD der Region enttäuschenden Listenplatz 26 hervorgegangen. Am Rande eines lange geplanten Termins bei der Straubinger AWO hatten wir Gelegenheit, sie zu fragen, wie sie die parteiinternen Reaktionen einschätzt.
Wie geht es Ihnen – mit dem Abstand ein paar Tage danach?
Ich war natürlich persönlich sehr enttäuscht. Es ist nach wie vor schwer, aber ich falle ja nicht ins Bodenlose. Fürs Aufgeben bin ich jedenfalls nicht der Typ. Hinzuschmeißen wäre für mich auch einfach der falsche Weg. Es ist notwendig, jetzt noch mehr zu kämpfen, dass die Bayern-SPD sich ändert.
Wie schätzen Sie die parteiinternen Reaktionen, insbesondere die Rücktritte, auf Ihre enttäuschende Listenplatzierung ein?
Ich kann die Enttäuschung verstehen, finde die Rücktritte dennoch schade. Gerade jetzt brauchen wir im Streit für eine bessere Bayern-SPD jede Unterstützung. Die Solidaritätsbekundungen aus der Region und ganz Deutschland haben mich aber genauso wie positive Medienkommentare sehr gefreut. Es tut gut, dass viele andere in der Partei es auch so sehen, dass eine große Chance vertan wurde, politischen Nachwuchs zu fördern. Manche sagen, die ist jung genug, die kann in vier Jahren noch mal antreten. Aber wenn alle so dächten, käme niemand in Verantwortung, der jung ist. Und wir brauchen junge Leute, die jungen Leuten eine Stimme geben.
Wie gehen Sie jetzt in den bevorstehenden Bundestagswahlkampf?
Ich gehe so in den Wahlkampf wie ich auch mit einem besseren Listenplatz gegangen wäre. Es ist mir wichtig, für soziale Gerechtigkeit zu werben. Und das hängt nicht von einem Listenplatz ab. Jetzt ist mein Kampfgeist vielleicht sogar noch mehr gefordert, weil der Listenplatz schlechter ausgefallen ist. Ich möchte ein möglichst gutes Ergebnis einfahren. Wenn die SPD bundesweit gut abschneidet, ist einiges drin. Ich werde jedenfalls nicht aufgeben und der CSU kampflos das Feld überlassen.
Wie schätzen Sie nach ihrer bitteren Erfahrung in Nürnberg die Verfassung der Bayern-SPD ein?
Ich wusste, dass es nicht leicht wird. Aber ich war doch überrascht, wie verkrustet die Strukturen sind. Es zählt wenig, was man kann, wofür man steht, und frischer Wind zählt noch weniger. Nur wo man herkommt, entscheidet. Für die ohnehin nicht kraftstrotzende Bayern-SPD ist Mangelverwaltung einfach zu wenig. Man sollte eher schauen, wie man mehr Wählerstimmen gewinnt. Da ist eine Chance verpasst, denn als Juso-Bundesvorsitzende habe ich doch eine gute Vernetzung und Breitenwirkung. Die SPD-Bezirksfürsten haben der Bayern-SPD keinen Gefallen getan.
Straubinger Tagblatt | Straubinger Rundschau | 20.12.2016 | -M.Schneider-Stranninger-