„Es müsste Gabriel bleiben"

Stadtverbandschef Olaf Sommerfeld zur SPD und ihrem Mitgliederentscheid über die GroKo

Olaf Sommerfeld_klein

Am Wochenende war Florian Pronold in Straubing, bis vor Kurzem Chef der Bayern-SPD, und hat für ein Ja zur GroKo geworben. Das ist in Straubing nicht leicht. Hier haben die Spitzen der Stadt- wie die Landkreis-SPD sich vor vier Wochen klar gegen die GroKo positioniert. Dr. Olaf Sommerfeld, Chef des Stadtverbands Straubing, hat als Delegierter auf dem Parteitag ebenfalls gegen GroKo-Verhand- lungen gestimmt. Jetzt liegt der Koalitionsvertrag vor.

Straubinger Tagblatt: Sie haben den Koalitionsvertrag sicher mit juristischem Sachverstand gelesen. Sind Sie noch GroKo-Gegner?
Olaf Sommerfeld: Ich hab ihn noch nicht komplett gelesen, die Tiefen des Vertrags kenn ich noch nicht. Ich bin erst jetzt aus dem Urlaub zurück und war deshalb auch nicht bei Pronold. Ich werde jetzt eine Nachtschicht einlegen und die 177 Seiten Vertrag lesen. Mit den Informationen über die Medien glaube ich bisher, dass es ein ordentliches Ergebnis ist. Und bei den Ministerien hat die SPD extrem gut verhandelt.

Klingt nicht mehr ganz nach einem harten Nein.
Sommerfeld: Der Trend bei mir geht konsequenterweise immer noch zu NoGroKo. Ich glaube, dass die GroKo die Ausnahme sein sollte, weil sie die Ränder stärkt. Aber ich glaube, das ist am Ende die Minderheitsposition. Da bin ich nicht der, der Totalopposition macht. Es gibt auch gewichtige Argumente dafür, eine klare sozialdemokratische Handschrift ist ja erkennbar.

Am Donnerstagabend ist Juso- Chef Kevin Kuhnert in der Gaststätte des Sportclubs Regensburg, es wird sicher brechend voll sein. Gehen Sie auch hin?
Sommerfeld: Auf jeden Fall! Ich werd noch ein bissl telefonieren, damit ich dort tatsächlich auch einen Platz habe.

Was halten Sie von Kuhnert?
Sommerfeld: Ich bin begeistert von ihm. Ich hab ihn ja vor vier Wochen auf dem Parteitag in Bonn erlebt, er hat sachlich argumentiert, nicht ideologisch verblendet, stringent, schlüssig. Das kann man alles unterschreiben.

Die SPD hat 25 000 Parteieintritte. Wie viele in Straubing?
Sommerfeld: Ja, haben wir, die genaue Größenordnung kann ich auf Anhieb jetzt nicht sagen. Aber wir haben Eintritte.

Dass Olaf Scholz Finanzminister wird, pfeifen die Spatzen vom Dach. Ist es da gut oder schlecht, dass die SPD im Gegensatz zur Union sagt, die anderen Personalentscheidungen kommen erst nach dem Mitgliederentscheid?
Sommerfeld: Ich hätte gesagt, die ganze Liste muss vorher her. Ich finde, das muss vorher klar sein. Die ganze Gabriel-Diskussion zum Beispiel...

...der ja auch eine Kampagne gestartet hat, um Außenminister zu bleiben, und der durch die Yücel-Freilassung gestärkt wirkt...
Sommerfeld: ...ja, er hat ein unglaublich gutes Renommee. Ich wüsste gar nicht, wer da hilfsweise Außenminister werden könnte.

Frau Barley, wird spekuliert.
Sommerfeld: Aber die hat meines Wissens ja überhaupt keine Erfahrung. Normalerweise müsste Gabriel es bleiben.

Haben Sie die Wahlunterlagen schon erhalten?
Olaf Sommerfeld: Ja, die sind da, alle eingetroffen. Und wie geht es aus? Wagen Sie einen Prozent-Tipp? Sommerfeld: Ich glaube, 60 plus x für GroKo.

Interview: Wolfgang Engel

Straubinger Tagblatt | Straubinger Rundschau | 20.2.2018