120 Jahre für Demokratie und Freiheit

SPD-Festakt in der Schreinerei Moser mit Bundesbauministerin Klara Geywitz. Eindringlicher Appell, weiter für die Demokratie und gegen Hass und Hetze zu kämpfen

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Bundesbauministerin Klara Geywitz (sitzend Mitte) trug sich beim Festakt ,,120 Jahre SPD Straubing" in der Schreinerei Moser ins Gästebuch der Stadt ein. Mit dabei (v.I.) die Genossen aus der Region Marvin Kliem, Martin Panten, Generalsekretärin der Bayern-SPD Ruth Müller, Hans Lohmeier, Martin Kreutz, Peter Stranninger und Jürgen Karbstein (sitzend)

Von Ursula Eisenmann
,,Ihre Stadt ist auch das Ergebnis von 120 Jahren Arbeit der SPD Straubing", lobte Ehrengast Bundeswohnungsministerin Klara Geywitz den Beitrag der Genossen für die Entwicklung der Stadt beim Festakt ,,120 Jahre SPD Straubing" am Sonntag in der Schreinerei Moser. Mit ihrem Kommen aus Berlin unterstrich die stellvertretende Vorsitzende der SPD Deutschlands ihre Wertschätzung für die älteste demokratische Partei in Straubing. Vor rund 180 Gästen rief Marvin Kliem, Vize-Vorsitzender der SPD Niederbayern, eindringlich dazu auf, für die Demokratie einzustehen und gegen Hass, Hetze und Ausgrenzung zu kämpfen.

Zu Beginn der Feier trug sich die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen in das Gästebuch der Stadt ein, das Bürgermeister Werner Schäfer organisiert hatte. Besonders begrüßte Jürgen Karbstein, Vorsitzender der SPD Straubing, neben Vertretern der Parteien auch die Repräsentanten der Vereine, Verbände, Sozialen Einrichtungen, Gewerkschaften und Pfarreien. In diesen Einrichtungen seien viele ehrenamtlich engagierte Menschen tätig, die alle die demokratischen Werte in der Stadt lebten.
Die SPD in Straubing ist am 6. November 1904 im Nebenzimmer des Gasthauses Schötz an der Fraunhoferstraße von 24 Arbeitern und Handwerkern gegründet worden. In Fortsetzung der langen Geschichte erhielten die zwei jüngsten SPD- und Juso-Mitglieder Valentin Schötz und Rafael Seel am Sonntag von Karbstein das Parteibuch überreicht.

Eine Sternstunde für die Demokratie
Dass es die SPD in Straubing seit 120 Jahren gebe, sei eine Sternstunde für die Demokratie, betonte MdL Ruth Müller, Generalsekretärin der Bayern SPD. Wenn über Politiker geschimpft werde, werde häufig vergessen, dass die wenigsten, die politisch aktiv sind, dies hauptberuflich machten. Die meisten Lokalpolitiker engagierten sich ehrenamtlich. Dies bedeute viel Arbeit, die leider viel zu oft ,,verkannt, lächerlich gemacht oder nicht geschätzt wird", sagte die Landtagsabgeordnete und nutzte die Gelegenheit, allen ehrenamtlich engagierten Kommunalpolitikern zu danken. Sie erinnerte an Josef Laumer von der Straubinger SPD, der 1933 als einer von 16 SPD-Abgeordneten gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt habe.
Es sei eine große Errungenschaft der Demokratie, Streit auszutragen, der jedoch stets vom gemeinsamen Grundkonsens der demokratischen Parteien getragen werde, sagte Klara Geywitz. Leider gerate die Demokratie - auch in den Nachbarländern – zunehmend unter Druck, bedauerte Klara Geywitz und forderte: ,,Die Demokratie ist etwas, das wir jeden Tag verteidigen müssen." Bei einer Präsentation ,,Happy Birthday" gratulierten Vertreter von SPD, anderer Parteien und Institutionen sowie Bürgermeister Werner Schäfer und der Urenkel von Widerstandskämpfer Josef Laumer der Straubinger SPD per Videobotschaft zum Jubiläum.

Soziales Dreieck SPD, Gewerkschaft und AWO

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Das Podiumsgespräch mit (v.r.) Christof Moser, Sohn des ehemaligen Stadtrats Ernst Moser, AWO-Ortsvorsitzender Christa Brunner, ehemaliger Stadträtin Christine Schrock und Alt-Bürgermeister Hans Lohmeier moderierte Stadtrat Bernd Vogel.
Fotos: Ursula Eisenmann

Unterhaltsam wurde es bei der Podiumsdiskussion, die Stadtrat Bernd Vogel moderierte. Christof Moser, Sohn des ehemaligen SPD-Stadtrats Ernst Moser, sagte, die politische Gesinnung sei ihm wie die Muttermilch eingetrichtert worden. Auf Vogels Frage, ob er sich eines Tages auf die Stadtratsliste setzen lasse, antwortete Moser in James-Bond-Manier: ,,Sag niemals nie." Im Moment sei jedoch angesichts seines großen Engagements.in verschiedenen Ämtern beispielsweise als Obermeister der Schreiner-lnnung für die politische Schiene noch kein Platz. AWO-Ortsvorsitzende Christa Brunner sang ein Loblied auf das soziale Dreieck, das durch die Mitgliedschaft bei der SPD, der Gewerkschaft und der AWO mit Leben erfüllt werde. Alt-Bürgermeister Hans Lohmeier erinnerte an Zeiten mit SPD-Oberbürgermeister Fritz Geisperger ab 1990 und Reinhold Perlak ab 1996, als es beispielsweise endlich gelungen sei, die Stadthalle zu bauen. „Wir haben Straubing modernisiert." Wenn man wolle, dass etwas besser werde, müsse man etwas machen. Einen kritischen Blick auf die Geschichte der Frauen in der SPD trug die ehemalige SPD-Stadträtin Christine Schrock bei. ,,Kritik an unseren Männern in der SPD muss ich schon üben. Unsere Männer waren früher halt auch etwas konservativ." Ein Beispiel: Der Kampf um ein Frauenhaus habe sich über Jahre hingezogen. ,,So was brauchen wir ned in Straubing", habe es geheißen. Ohne die Unterstützung der Frauenbeauftragten des Landkreises, Karin Wutzlhofer, ,,wären wir verzweifelt". Frauenpower sei im Stadtrat wichtig, ,,weil wir eine andere Sicht der Dinge haben". ,,Ohne dich wäre die Stadt nicht da, wo sie jetzt ist", lobte Marvin Kliem den ehemaligen OB Reinhold Perlak und nannte Fraunhofer-Halle, Eisstadion und Hafen als Beispiele. Anfang November erhalte Perlak für seine Verdienste die höchste Auszeichnung der SPD, die Willy-Brandt-Medaille. Kliem verdeutlichte, dass die SPD in Straubing auch künftig etwas bewegen wolle. Neben den sozialen Fragen der Zeit wie bezahlbaren Wohnraum sprach er sich für das Burgkino als neuen Kulturort aus. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von der Band Swinging Fingers.

Mit Erlaubnis des Straubinger Tagblatts | Straubinger Rundschau | 08.10.2024 |