Vor 70 Jahren - Neugründung SPD-Stadtverband

Einigkeit macht stark

Der SPD-Stadtverband lädt am Dienstag, 15. September, seine Mitglieder und Freunde zu einem besonderen Fest in den Fuchsbau in Alburg ein. Es geht um die Feier der 70. Wiederkehr der Neugründung des Kreis- und Ortsverbandes der Straubinger SPD kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs.

Ausgehend von den Gemeinden hatte in ganz Deutschland schon kurz nach der Kapitulation des Deutschen Reiches und dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Herrschaft der Wiederaufbau der SPD begonnen. In Straubing ersuchten am 8. September 1945 die Sozialdemokraten Reuter (der spätere stellvertretende Bundesvorsitzende des DGB), Laumer, Maschinsky, Zeller, Bauer und Kolbeck die Militärregierung um die Genehmigung zur Gründung der „Sozialdemokratischen Partei für Straubing, Stadt- und Landkreis“.

In 15 Punkten formulierten sie die wichtigsten politischen Ziele und wünschten die baldige Abhaltung von Parlamentswahlen auf der Grundlage des freien, gleichen und geheimen Wahlrechts. Am 15. September 1945 wurde die Genehmigung erteilt.

Wie in vielen anderen Städten geschah die Neugründung auch in Straubing im Zeichen des Bemühens um die Wiederherstellung der Einheit der Arbeiterbewegung. In der Stunde allgemeiner Not arbeiteten Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Kommunisten zusammen. Am 26. September 1945 traten SPD und KPD, angeführt von der Ortsverwaltung des Allgemeinen Freien Gewerkschaftsbundes, erstmals gemeinsam in Straubing auf und baten die alliierte Militärbehörde um die Zulassung von Sport und Kulturvereinen. Ein demokratisches Aktionsprogramm stand unter dem Motto „Fortschritt, Friede und Freiheit auf Erden!“

Am 1. Oktober 1945 zählte der neue SPD-Kreisverband bereits 90 Mitglieder, am 11. Oktober wurde eine vorläufige Satzung verabschiedet, für den 16. Oktober erging durch den Gründungs-Ausschuss Einladung zur ersten Mitglieder-Versammlung in das Gasthaus Nebel in der Simon-Höller-Straße. Reuter gedachte der sozialdemokratischen Opfer des Nationalsozialismus und plädierte für ein demokratisches und waffenfreies Deutschland.

In geheimen Wahlen wurde der erste Straubinger SPD-Vorstand der Nachkriegszeit bestimmt. Josef Laumer, der Vorkämpfer der Straubinger Sozialdemokraten, übernahm als erster Vorsitzender die Kreisverbandsführung, Reuter wurde zweiter Vorsitzender. Mitte November 1945 konnte der Verband bereits 284 Mitglieder aufweisen. Am 15. November 1945 referierte Josef Laumer in einer großen öffentlichen Versammlung im Kronensaal über die drängenden Probleme der Gemeindeverwaltung, unter anderem über Wohnungsfragen, Fürsorgeaufgaben, Finanz-und Schulfragen, Kriegsopferversorgung und Entnazifizierung. Der Eintritt der Straubinger SPD in die Kommunalpolitik hatte begonnen. 70 Jahre später gewiss ein Grund zum Feiern.

Werner Schäfer