Zeit für einen Neustart

26. September 2015

Straubinger Tagblatt | Straubinger Rundschau | 26.09.2015

Flüchtlinge lasten heilpädagogische Wohngruppe der AWO nach Umbau voll aus

Bild: OB Markus Pannermayr, AWO-Kreisvorsitzender Reinhold Perlak, Kaplan Markus Daschner, stellvertretender AWO-Kreisvorsitzender Hans Lohmeier, AWO-Geschäftsführer Klaus Hoffmann, Christoph Frey, Geschäftsführer der AWO München, Architekt Hans-Jürgen Hahn, Pfarrer Hasso von Winning sowie Landrat Josef Laumer bei der offiziellen Schlüsselübergabe.

Nach einer Umbauzeit von sechs Monaten hat die AWO am Freitag ihre neue heilpädagogische Jugendwohngruppe an der Wittelsbacherhöhe eröffnet. Die meisten Bewohner der Einrichtung werden minderjährige Flüchtlinge sein.

„Wir wollen die Minderjährigen sozialpädagogisch unterstützen und sie auf den Weg in die Selbstständigkeit begleiten, um ihnen eine Perspektive zu vermitteln, sich dauerhaft gesellschaftlich, aber auch beruflich integrieren zu können“, sagte AWO-Geschäftsführer Klaus Hoffmann. Man habe seit Eröffnung der ersten Einrichtung im Februar 2012 durchwegs gute Erfahrungen mit den minderjährigen Flüchtlingen gemacht. Sie seien äußerst integrations- und lernwillig, wissbegierig und zum Teil sehr intelligent. Die meisten wollten hier in Straubing bleiben und sich gesellschaftlich und beruflich integrieren.

Auf Bitten des Jugendamtes wurde die neue Wohngruppe bereits zum 4. September als heilpädagogische Jugendwohngruppe eröffnet. Es gibt zehn reguläre sowie einen Inobhutnahmeplatz, erklärte Hoffmann. Wie bereits zu erwarten, waren die elf Plätze bereits vom ersten Tag an belegt. Momentan werden jugendliche Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan betreut. „Wir bieten hier eine 24-Stunden-Betreuung, die von acht Fachkräften in Voll- und Teilzeit gewährleistet wird, und werden auch einen psychologischen Fachdienst installieren“, sagte Hoffmann weiter. Um den Spracherwerb für die Jugendlichen zu gewährleisten, habe man auch einen Grundschullehrer im Team.

„Leben in spannenden Zeiten“

„Wir leben in außerordentlich spannenden Zeiten. Wir stehen vor Herausforderungen, wie wir sie Jahrzehnte nicht mehr gekannt haben“, meinte AWO-Kreisvorsitzender Reinhold Perlak. Die AWO bemühe sich seit jeher, Menschen in Not zu helfen und zu unterstützen. Oberbürgermeister Markus Pannermayr erklärte, die Stadt sei dankbar, dass die AWO schnelle und pragmatische Hilfe in der aktuellen Situation leiste. Wenn es gelinge, die Integrationsherausforderung zu bestehen, könne daraus Gutes erwachsen. Pannermayr erwarte aber auch, dass sich die Bundesländer und Kommunen solidarisch zeigten und so schnell wie möglich eine bundesweite Verteilung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge erfolge. „Wir dürfen in unserer Leistungsfähigkeit nicht überfordert werden.“ Auch der Landkreis habe Bedarf an AWO-Einrichtungen, meinte Landrat Josef Laumer. Die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge steige stark an. „Die heile Welt ist oft nicht vorhanden, deswegen bedarf es solcher Hilfestellungen.“

Christoph Frey, Geschäftsführer der AWO München, dankte allen für die Zusammenarbeit und blickte in die Zukunft: „Es wäre schön, wenn die jetzigen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in 30 Jahren sagen würden, sie seien froh, damals hier in Straubing einen Neustart gemacht zu haben.“ Pfarrer Hasso von Winning von der Christuskirche, der mit Kaplan Markus Daschner von der Pfarrei St. Josef die Segnung der Räume vornahm, sagte, ein Zusammenleben könne erst gelingen, wenn jeder seinen Glauben leben dürfe. -pol-

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