Kommunalpolitiker haben das Wort
Straubinger Tagblatt 03.06.2016, S. 32
In der Stadtratssitzung am 9. Mai habe ich beim Tagesordnungspunkt „Zweite Eisfläche“ die Alternative vorgetragen, mit einer synthetischen Eisfläche in den Messehallen das Terminproblem Eisnutzung zu lösen. Leider hat sich der Stadtrat mit dieser Alternative nicht beschäftigt, sondern beschlossen, den Bau einer weiteren Eishalle im Alfred-Dick-Park zu erlauben und dafür 20 Jahre lang 250 000 Euro jährlich bereitzustellen.
Dabei brächte die Alternative eine Reihe von Vorteilen: Erstens bliebe der Alfred-Dick-Park als Erholungsgebiet direkt in der Stadt erhalten, denn bei Realisierung der Planung des EHC blieben vom Park nur noch die zwei Weiher und der Spielplatz erhalten, die Eishalle würde ja mindestens 3 500 Quadratmeter Fläche bedecken, Böschungen und Wege nicht eingerechnet, von der Naturzerstörung ganz zu schweigen. Viele Arten besiedeln die Gehölze im Park, wieder einmal ginge eine große Grünfläche verloren.
Zweitens könnte durch Verlagerung des Schulsports, des öffentlichen Laufs, des Trainings der Eisstockschützen zur synthetischen Eisfläche in den Messehallen das Eisstadion ausschließlich für Eishockey zur Verfügung gestellt werden, der EHC könnte bis zu 36 Wochenstunden zu guten Tageszeiten trainieren.
Drittens spart die synthetische Eisfläche Kosten: Der Kauf der benötigten 1 800 Quadratmeter käme auf rund 350 000 Euro bei einer Produktgarantie für zehn Jahre, das wären also pro Jahr 35 000 Euro. Rechnet man noch großzügig Nebenkosten hinzu, käme man auf knapp 50 000 Euro. Die Stadt müsste also nur knapp ein Fünftel des Jahresbetrags bereitstellen (wenn überhaupt!), das restliche Geld (rund 200 000 Euro) könnte anderweitig eingesetzt werden, angesichts der knappen Kassenlage eine große Entlastung im Haushalt. Man muss wissen, dass das jährliche Defizit des Eisstadions jetzt schon deutlich mehr als 850 000 Euro beträgt.
Viertens entlastet das synthetische Eis – auch wenn das Polyethen aus Erdöl hergestellt wird – in hohem Maße das Klima, da eine Kältemaschine mit hohen Stromkosten nicht erforderlich ist. Die Eisfläche könnte in den Messehallen aufgelegt werden, die sowieso die meiste Zeit brach liegen, sie braucht wenig Pflege, sie könnte mit geringem Aufwand abgebaut und anderswo wieder aufgebaut werden, zum Beispiel im Fasching auf dem Stadtplatz. Außerdem man könnte auch im Sommer Schlittschuh fahren und trainieren!
Andere Städte und Gemeinden sind da mutiger als Straubing: Zum Beispiel wird in Deggendorf (!) demnächst eine Testfläche mit 150 Quadratmeter aufgebaut, zum Beispiel nutzen Bad Füssing (ca. 500 Quadratmeter) und Gersthofen (450 Quadratmeter) seit dem letzten Winter jeweils eine Anlage. Könnten wir das nicht wenigstens testen oder uns zumindest informieren?
Noch eins: Man konnte in der Zeitung lesen, dass die Tigers wegen mangelnder Nachwuchsförderung im Jahr 50 000 bis 100 000 Euro an die DEL zahlen müssen. Sollten die dann verbesserten Trainingszeiten für die Jugend anerkannt werden, könnte das Geld an die Stadt fließen und so wäre das Ganze für die Stadt ein Nullsummenspiel.
Trauen wir uns und testen das synthetische Eis!
Hans Lohmeier
Bürgermeister (SPD)