STRAUBINGER RUNDSCHAU 44SAMSTAG, 12. AUGUST 2017
Im Gespräch mit Werner Schäfer (SPD), Verwaltungsrat für Umweltfragen
„Verglichen mit anderen Städten hat Straubing wohl nicht viel Grün im bebauten Stadtbereich“, sagt Werner Schäfer, Verwaltungsrat für Umweltfragen. Er registriert ein wachsendes Bewusstsein dafür
Heuer ist Halbzeit in der aktuellen Amtsperiode des Stadtrates. Es ist auch Halbzeit für die neun Verwaltungsräte, die proporzmäßig auf die im Plenum vertretenen Parteien aufgeteilt wurden. Grund genug, sie zu fragen, was in ihrem Sachgebiet brennend ist, was die Bürger und damit sie selber beschäftigt hat und die nächsten drei Jahre beschäftigen wird. Wir fahren fort mit Werner Schäfer, SPD-Stadtrat und Verwaltungsrat für Umweltfragen.
Sie sind seit drei Jahren Verwaltungsrat für Umweltfragen, obwohl Sie eigentlich doch für Kultur prädestiniert sind. Wie geht es Ihnen in Ihrem Amt? Fremdelt man da?
Werner Schäfer: Ich bewege mich seit 1970 auf dem historischen Feld und mache das auch weiterhin. Aber wenn man „Umweltfragen“ nicht zu eng sieht, dann gibt es interessante und auch wichtige Überschneidungen. Denkmalschutz zum Beispiel ist auch Umweltschutz, und Umweltverschmutzung ist nicht nur eine Frage von Emissionen. Schauen Sie sich mal die Situation an der Ittlinger Straße an, da empfängt Straubing so hässlich wie kaum eine andere Stadt. Ein unglaublicher stetig wachsender Wald an nicht mehr übersehbaren Reklameschildern verschandelt diese wichtige Einfahrt in die Stadt. Da werde ich demnächst wieder einmal einen Antrag stellen. Und auch in Fragen der Innenstadtgestaltung verbinden sich geschichtliche Aspekte sehr schnell mit Umweltaspekten. Nicht zu vergessen ist die Ost-Westachse Straubings, wo sich der Donaubereich und der Stadtpark mit der Altstadt, der Neustadt und einem historischen Weg verknüpfen lassen.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Straubinger Generalthemas „Nachwachsende Rohstoffe“?
Was da unter OB Reinhold Perlak erfolgreich begonnen und unter OB Markus Pannermayr ebenfalls erfolgreich fortgesetzt wird, ist sicher dann zukunftsträchtig, wenn alle weiteren Vorhaben gelingen, und danach sieht es aus. Ich meine damit die Ausweitung des Bereiches der Nachwachsenden Rohstoffe hinein in die spezielle Hochschulentwicklung, die den Bildungsstandort Straubing mit wachsenden Ausbildungsrichtungen und Studentenzahlen stärken wird. Und ein Projekt wie das Nawareum wird auch positive Nebeneffekte im Bereich des Tourismus mit sich bringen. Hoffentlich war die Ansiedlung eines großen Hochschulgebäudes im unmittelbaren Donaubereich eine richtige Entscheidung.
Mit welchen Anliegen sind Sie bisher konfrontiert worden?
Natürlich arbeite ich eng mit dem Umweltamt zusammen und erkundige mich über die anstehenden Probleme. Ein besonderes Anliegen war und ist mir die Frage des Donauraumes und zwar wiederum im Hinblick auf die Verbindung von Kultur und Natur. Da bin ich vor allem in zwei große Projektbereiche eingebunden, die weit über kleine lokale Fragen hinausgehen. Da ist zum einen das Bestreben, den römischen Donaulimes in die Liste des UNESCO-Welterbes zu bringen, getragen von der Republik Österreich und dem Freistaat Bayern und den betroffenen Kommunen wie Straubing. Erfolgsaussichten: recht gut. Da ist zum anderen die jetzt schon jahrelang vom Bayerischen Heimattag verfolgte Zielsetzung, den niederbayerischen Donauraum als Mixtum, als Verbindung von Natur und Kulturraum ebenfalls zum Welterbe zu machen. Zugegeben ein dickes Brett, das es da zu bohren gilt. Aber ich habe deshalb zweimal den Bayerischen Heimattag nach Straubing eingeladen.
Der Umweltausschuss beklagt manchmal (ich spitze ein bisschen zu), dass er nur die bereits beschlossene Fällung von Bäumen abnicken soll, wie sehen Sie das? Den Eindruck kann man bekommen. Gerade die Meinung des Naturschutzbeirats wird häufig von der Mehrheit im Ausschuss zur Seite geschoben. Aber gerade die derzeitige Diskussion um die Renaturierung des Allachbaches und die Neugestaltung der Uferbereiche zwischen AOK und der Pindl-Schule zeigt, dass der Umweltausschuss durchaus auch eine gewisse Korrektivfunktion einnehmen und entsprechende Auflagen beschließen kann. Ein unlängst ergangener Beschluss in Richtung einer generellen Erhaltung von Grünzonen und einer entsprechenden Planung für das gesamte Stadtgebiet ist begrüßenswert, weil dann der Ausschuss evtl. stärker agieren kann und weniger reagieren muss.
Was halten Sie kommunal für die größte Herausforderung in Umweltdingen?
Im Zielkonflikt zwischen Wohnbebauung, Gewerbeansiedlungen, Hochwasserschutz und Erhaltung des natürlichen Lebensraumes ein vertretbares und nachhaltig wirkendes Gleichgewicht zu bekommen. Deshalb bin ich zum Beispiel gegen eine weitere Bebauung auf der Gstütt-Insel. Ich bin auch gespannt, wie sich die Polder-Planungen für unser Naturschutzgebiet Öberau entwickeln werden. Die Erhaltung und gegebenenfalls auch Erweiterung unserer Schutzzonen muss ohnehin ein selbstverständliches Ziel sein. Dazu zähle ich außerdem die weitere Erschließung der Spazier- und Radwegesituation entlang der Donau, besonders die Überwindung der Hangkante zum Allachbach am Peterswöhrd. Immer geht es dabei um ein verantwortbares Zusammenspiel von Naturschutz und Naherholung.
Plastiktüten … Papp-Kaffeebecher to go … Feinstaubbelastung … Flächenversiegelung … schlecht getrennte Biotonnen-Inhalte mit vielen Reststoffen, ÖPNV ausschließlich auf Dieselbasis … Wo sehen Sie Ansatzpunkte auf kommunaler Ebene?
Im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe werden seit vielen Jahren Becher, Teller und so weiter angeboten, die nicht umweltbelastend sind. Vielleicht sollte man daran immer wieder erinnern. In Richtung Reduzierung von Plastiktüten bereitet die Stadtverwaltung gerade ein gutes Projekt vor. Da sollten wir übrigens mal nach Italien schauen. An der ligurischen Rivieraküste bekommen Sie in allen Geschäften nur noch vereinheitlichte recycelbare Tüten. Diesel, Feinstaubbelastung und ÖPNV hängen zusammen. Ich würde mir eine Verbesserung des ÖPNV in dieser Hinsicht wünschen und könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass nicht alle Busse in den Ludwigsplatz einfahren, sondern als Provisorium bewährte Haltestellen in der Inneren Passauer Straße bei der Realschule die Belastung des Zentrums zumindest mildern könnten.
Hat Straubing ausreichend Grün? Oder vielmehr weiß es sein Grün zu schätzen? Beispiel Laga-Gelände: Wie sehen Sie die mögliche Bebauung eines Teilbereichs mit einer zweiten Eisfläche?
Verglichen mit anderen Städten hat Straubing wohl nicht viel Grün im bebauten Stadtbereich. Der Wunsch nach Erhaltung und Ausweitung dieses Grüns scheint mir deutlich stärker zu werden. Aus Sicht der Rücksichtnahme auf unser Grün wäre ein Eingriff in das Laga-Gelände schädlich. Im Übrigen ist es für mich unverständlich, dass man bei der Diskussion um eine zweite Eisfläche neue technische Möglichkeiten der Bereitstellung von Eisflächen nicht wahrnimmt und entsprechende Vorschläge ignoriert.
Sind Sie mit der gegenwärtigen Verteilung von Individualverkehr und öffentlichen Verkehrsmitteln zufrieden?
Da muss ich mich, zugegeben, als bekennender Autofahrer selbst an der Nase fassen. Wenn wir die Auslastung der ÖPNV-Busse außerhalb der Stoßzeiten betrachten, dann können wir damit ganz und gar nicht zufrieden sein. Straubings Anbindung an den Schienenverkehr ist ebenfalls alles andere als optimal.
Alternative Automobil-Antriebe (Gas, Elektro) haben bei uns (und überhaupt) noch einen schweren Stand. Die Gas-Tankstelle ringt um ihre Existenz. Wie lange dauert es in Ihren Augen bis zu einem spürbaren Umdenken? Steigen wir 2030 alle um? Da darf ich mich jetzt selbst loben. Ich fahre ein kleines Hybrid-Auto. Das ist für den Überlandverkehr geeignet und für den Stadtverkehr meiner Einschätzung nach ideal, da ausgesprochen benzinsparend und leise und damit umweltschonend. Die Diskussion um alternative Lösungen verfolge ich, bin aber einfachen Lösungen gegenüber skeptisch. Bei Gas und Elektro kommen die Antriebskräfte auch nicht vom Himmel herab, sondern müssen bereitgestellt werden. Meinem Gefühl nach geht es weniger um ein radikales Umsteigen zu einem gewissen Zeitpunkt, sondern um die kontinuierliche Suche nach wirklichen Verbesserungen, deren Kehrseite der Medaille jeweils akzeptabel ist.
Wenn Sie als Verwaltungsrat einen Wunsch frei hätten, unabhängig von der Finanzlage, was wäre das?
Eine Neuausrichtung des öffentlichen Nahverkehrs mit einer Entlastung des Ludwigsplatzes, mit einem gemischten System aus kleineren und größeren Bussen je nach Bedarfslage, ausgestattet mit der neuesten umweltschonenden Technik.
Interview: M. Schneider-Stranninger