Stadtrat Peter Euler regt Aktion „Nette Toilette“ für Straubinger Gastronomie an
Straubinger Tagblatt | Straubinger Rundschau | 26.08.2015, S. 21
Familien mit Kindern kennen das Problem: Man ist kaum eine Stunde beim Einkaufen unterwegs, da muss der Nachwuchs dringend aufs Klo, und die nächste öffentliche Toilette ist mehr als zwei Straßen weiter. In der Straubinger Innenstadt soll das künftig kein Problem mehr sein. Geht es nach SPD-Stadtrat Peter Euler, könnte hier bald ein flächendeckendes Netz an frei zugänglichen Toiletten entstehen. Er möchte, dass die Stadt der bundesweiten Aktion „Nette Toilette“ beitritt. Dabei stellen Gastronomen und Händler ihre Toiletten kostenlos der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Stadt zahlt ihnen dafür eine Aufwandsentschädigung.
Den Anstoß zu dieser Idee lieferte Petra Bittner, die Wirtin des traditionsreichen „Bayerischen Löwen“ am Unteren Tor. Immer wieder kommen Leute auf der Suche nach einer Toilette in ihr Wirtshaus, erzählt sie. Zumal die öffentliche Toilette, die früher im Unteren Tor untergebracht war, schon lange nicht mehr existiert. Und Petra Bittner weist keinem die Tür. „Das ist ein Bedürfnis, das jeder hat“, sagt sie, „deshalb lasse ich natürlich alle rein.“ Auch wenn schon mal ganze Rollen Toilettenpapier nach solchen Besuchen verschwinden.
Von einem Regensburger Gastronomen hörte Petra Bittner lobende Worte über die dort schon seit 2012 bestehende Aktion „Nette Toilette“ mit inzwischen 21 Teilnehmern (siehe auch „Zum Thema“). Das wäre auch etwas für Straubing, dachte die Wirtin und sprach einen Gast an, den SPD-Stadtrat Peter Euler.
Der war sofort angetan von der Idee, „denn nicht jeder traut sich einfach in die nächste Gaststätte, ohne etwas zu bestellen, sondern nur, um seinem Bedürfnis nachzukommen“. Deshalb stellte Euler im Frühjahr bei der Stadt den Antrag, der Aktion beizutreten, der mittlerweile bundesweit über 200 Kommunen angehören.
Wer in Straubings Innenstadt nach einer öffentlichen Toilette sucht, hat es nämlich nicht leicht. Es gibt nur drei davon: eine im Rathaus an der Simon-Höller-Straße, eine im Gebäude der Cafébar am Steiner-Thor-Platz und die dritte, die dringend sanierungsbedürftig ist, am Großparkplatz Am Hagen. „Das Angebot ist nicht so groß“, sagt Euler, „wir könnten es mit der Aktion auf einen Schlag kräftig erweitern.“ Er ist überzeugt, dass viele Gastronomen teilnehmen werden. Schon jetzt haben ihm sechs Wirte am Stadtplatz signalisiert, dass sie auf jeden Fall mitmachen.
Gastronomen und Händler, die ihre Toiletten der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, erhalten einen roten Aufkleber, der im Eingangsbereich angebracht wird. Der Aufkleber dient der Bevölkerung als Hinweis, dass die Toiletten in der Gaststätte oder im Laden umsonst benutzt werden dürfen. Auch Piktogramme für Wickeltisch oder Behindertentoilette können darauf abgebildet werden.
Die Aktion „Nette Toilette“ ist so einfach wie genial und hat Vorteile für alle Beteiligten, ist Euler überzeugt. Die Stadt unterstützt die Gastronomen und Händler finanziell bei der Pflege der Toiletten, müsste selbst aber keine weiteren teuren öffentlichen Toiletten bauen und betreiben und spart somit unterm Strich viel Geld. Die Gastronomen bekommen von der Stadt einen kleinen finanziellen Ausgleich für ihren Service und könnten vielleicht auch den einen oder anderen Gast gewinnen. Und die Bevölkerung erhält ein flächendeckendes Netz an frei zugänglichen WCs, die sauber, gepflegt und bis spät in die Nacht geöffnet sind und deren Benutzung nichts kostet.
„Jeder könnte dann ohne schlechtes Gewissen und ohne eine Halbe Bier zu bestellen die Toilette in einer Wirtschaft aufsuchen“, betont Euler, der hofft, dass der Stadtrat seinen Antrag unterstützen wird, wenn er im Herbst auf die Tagesordnung kommt. Zumal die Aktion ein nicht zu unterschätzender Werbefaktor für die Stadt sein könnte.
Auch Wirtin Petra Bittner spricht von einer „ganz tollen Aktion“ und wünscht sich, dass die Stadt „ein bisschen mitziehen“ soll. „Dann“, sagt sie lachend, „könnte ich wenigstens das Klopapier für einen Monat bezahlen.“
Von Anna Rieser
Info
Die Idee, Gastronomen-Toiletten öffentlich zu nutzen, wurde im Jahr 2000 von der Stadt Aalen entwickelt und zusammen mit einer Werbeagentur umgesetzt. Unter der Adresse www.die-nette-toilette.de sind im Internet alle teilnehmenden Städte und Lokale aufgelistet. Dabei können auch die Öffnungszeiten der Lokale und die Ausstattung der Toiletten abgefragt werden. Die Liste steht zudem als App zur Verfügung.