„Mir blutet das Herz“

30. April 2016

SPD-Häuschen an der Kolbstraße wird kommenden Montag um 7 Uhr abgerissen

Straubinger Tagblatt | Straubinger Rundschau | 30.04.2016

SPD-Häusl
Foto H. Braun

Jahrzehntelang gehörte das auffällige, kleine rote SPD-Häuschen mit der Hausnummer 1c zur Kolbstraße. Mittlerweile ist die rote Farbe schon etwas verblasst, in den drei Fenstern hängen keine Wahlplakate mehr. Anfang kommender Woche wird das Häuschen abgerissen – nach einem Wasserschaden ist laut Bürgermeister Hans Lohmeier „nix mehr zu machen“. Er und weitere SPD-Funktionäre sind traurig über das Ende ihrer kleinen „Baracke“, wie sie das rote Häuschen immer gerne nannten.

Viele lebhafte Erinnerungen verbinden SPD-Funktionäre mit dem kleinen Häuschen an der Kolbstraße. „Ich bin schon traurig“, teilt Bürgermeister Hans Lohmeier am Freitag mit und in seiner Stimme hört man einen leicht wehmütigen Ton. Lohmeier kann sofort über einige schöne Erlebnisse im SPD-Häuschen erzählen. Als Jungsozialisten habe es ihnen als Haus und Heim gedient. „Anfang der 90er Jahre haben wir das Haus unter Alt-Oberbürgermeister Fritz Geisperger innen und außen renoviert. Danach gab es ein richtig schönes Barackenfest.“

Baracke – so haben die Mitglieder das Häuschen immer genannt. Das bestätigt auch Fraktionsgeschäftsführer Peter Euler. „Mir blutet das Herz“, ist sein erster Satz, als man ihn auf den Abriss in der kommenden Woche anspricht. „Was die Baracke schon alles mitgemacht hat. Früher war da die Geschäftsstelle drin, damals noch unter Stegmann. Mit dem habe ich so manche Halbe Bier getrunken und über Politik geredet“, sagt er lachend. Nach der Geschäftsstelle habe das Haus als Versammlungsraum für die Jusos gedient, in den letzten Jahren unter anderem als Lagerraum für Wahlplakate, bevor es an den Ortsverein ging.

Das Häuschen gehört mittlerweile der Stadt. Schon vor zwei Jahren wollte die es abreißen, informiert Euler. „Heute haben wir leider kein Argument mehr gegen einen Abriss.“ Eines der eigenen Mitglieder habe den Stromzähler im Häuschen laufen sehen und einen Stecker gezogen, um Strom zu sparen – es war unglücklicherweise der Frost-Wächter-Stecker: Ein Wasserrohrbruch und ein enormer Wasserschaden haben das rote Haus nun endgültig abrissreif gemacht.

Alt-Oberbürgermeister Reinhold Perlak erinnert sich noch, dass er Ende der 60er Jahre zum ersten Mal in das Häuschen gekommen ist. „Natürlich“ verbindet er jede Menge schöne Erlebnisse mit dem Haus. Es habe immer viel Lebendigkeit darin geherrscht. Hier wurde beraten, viel diskutiert und erste Gehversuche als SPD-ler gemacht. „Besonders werthaltig war das Häuschen noch nie“, gibt Perlak zu. „Weder innen noch außen. Aber die zentrale Lage am Bahnhof war unter anderem ein Vorteil.“

Eine kleine Erinnerung an schöne Tage im roten Häuschen hat sich Bürgermeister Hans Lohmeier schon vor einigen Jahren gesichert: Er hat die alte Hausnummer des SPD-Häuschens daheim. 1a war es damals noch. „Wir müssen jetzt der Realität ins Auge blicken“, sagt er bedrückt. Vielleicht kann sich Peter Euler vor dem Abriss ja noch die 1c sichern. -sep-

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