Kapitalistisches Lehrstück mit Etiketten-Schwindel

02. Oktober 2015

Foto: SPD SR/Hans Braun

Leserbrief an das Straubinger Tagblatt zu dem Artikel „Hotel Heimer schließt“ vom Freitag, 18.September, in der Straubinger Rundschau.(noch nicht veröffentlicht)

Um den vielen Flüchtlingen zumutbare Wohnmöglichkeiten anbieten zu können, ist es gut, dass es vielerorts und in Straubing Hotels gibt, die „ökonomisch nicht zukunfts- und entwicklungsfähig“ sind. Als Asylbewerberunterkunft stellen diese Hotels eine risikolose Einnahmequelle dar, mit Vollbelegungs- und Überbelegungsgarantie: letztlich ein Traumfinanzierungsobjekt. Warum die Geiselhöringer Unternehmer-Familie Baumann dieses lukrative Geschäft an Gerl und Vilsmeier weiterveräußert hat, ist wohl der letzten Kommunalwahl geschuldet. Die Immobilienunternehmer Gerl und Vilsmeier wissen genau, auf was sie sich mit dieser Hotelübernahme einlassen. Schließlich waren sie auch 2012 Eigentümer des Hotels Wittelsbach, das im Frühjahr 2012 in eine staatliche Unterkunft für Asylbewerber umgebaut wurde. Meine Befürchtungen sind, dass auf Kosten des Steuerzahlers, die hochwertigen Möbel verhökert, neue minderwertige beschafft, die individuellen Sanitäreinrichtungen zu einer zentralisierten Gemeinschaftssanitäranlage zusammengelegt werden, und allgemein eine Wohnverschlechterung vorgenommen wird. Dieser von der Regierung Niederbayern gewünschte und durchgeführte Radikalumbau verschlingt viel Geld, bedeutet eine Wertminderung der Immobilie und blockiert für mindestens ein halbes Jahr dringend benötigten Wohnraum für Asylsuchende. Der gesunde, der soziale, auch der christliche Menschenverstand fragt sich: Warum macht man das? Ist dieser Irrsinn nicht zu stoppen? Warum kauft die Regierung von Niederbayern nicht selbst das Hotel Heimer?

Ohne von diesen Vorgängen betroffen zu sein, werden Gerl und Vilsmeier auf den Einzug der Asylsuchenden warten, der ihnen dann aus unseren Steuergeldern großzügig vergütet wird. Wahrscheinlich erhalten die neuen Investoren bereits für diesen Umbauzeitraum hohe Entschädigungssummen. Warum aber die Herren Gerl und Vilsmeier bei ihrem „geschändeten“ ehemaligen Hotel Wittelsbach werbewirksam und irreführend, auf Werbeträger aller Art, großkotzig als „Hotel Wittelsbach“ weiterleben lassen und somit die Straubinger und Asylbewerber verhöhnen, ist nicht nachvollziehbar.

Ich hoffe, dass dieser Etikettenschwindel uns und dem noch für einige Tage real existierenden Hotel Heimer erspart bleibt.

Harry Carsten

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