Straubinger Tagblatt | Straubinger Rundschau | 07.02.2017
Straubinger SPD befindet sich im Sog der Schulz-Kandidatur
Die SPD-Bezirksgeschäftsführerin Christine Schrock kann es kaum fassen: „So einen Zulauf hatten wir schon Jahre nicht mehr.“ Knapp 50 Neuanmeldungen zählen die Sozialdemokraten niederbayernweit stolz, seit SPD-Mann Martin Schulz vor zwei Wochen seine Kanzlerkandidatur bekannt gegeben hat. Und in der Geschäftsstelle Straubing verzeichnet die Partei „jeden Tag ein neues Mitglied“.
Der Hype um Martin Schulz ist riesig: Im Internet wurde er in den vergangenen Tagen gefeiert, Taschen mit seinem Porträt und dem Kürzel „MEGA“ (für Make Europe Great Again/mach Europa wieder groß) sind schon im Umlauf. Und wie es aussieht, macht die Euphorie um den langjährigen EU-Parlamentspräsidenten auch vor Straubing nicht halt.
Sehr viele junge Leute seien unter den Neuanmeldungen, freut sich Christine Schrock, aber auch Leute „um die 50“. Das sei „eine Wiederbelebung, die uns guttut“, gibt die altgediente Sozialdemokratin nicht zuletzt angesichts der zuletzt katastrophalen Demoskopiewerte ihrer Partei zu.
Bevor die Kanzlerkandidatur bekannt wurde, hatte die niederbayerische SPD knapp 5 400 Mitglieder, damit hat sie innerhalb zwei Wochen um ein Prozent zugelegt. Die SPD in Stadt und Landkreis hatte bislang gut 500 Mitglieder.
Dass Schulz zieht, merkt die SPD auch am Zuspruch zum Politischen Aschermittwoch in Vilshofen. Während die Straubinger, die dorthin wollten, in den vergangenen Jahren immer „in einen Bus passten“, sind laut Schrock heuer schon zwei Busse aus Stadt und Landkreis voll – „und das ganz ohne Reklame“.
Die Karten für das Zelt mit 5000 Plätzen gingen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Man überlege bereits, das Zelt zu erweitern, sagt Schrock. In Straubing gebe es gerade noch zwei oder drei Rest-Karten.
Drei Gründe nennt Christine Schrock, warum Schulz so euphorisiert. Er stehe für Europa, das nehme die Jugend für ihn ein, „denn Europa und offene Grenzen sind die Zukunft für die jungen Leute“. Er rede kein „Politikersprech“, sondern so, „dass ihn jeder versteht“. Und er sei nicht überheblich, sagt Christine Schrock.
Das weiß sie aus eigener Erfahrung: Vor zwei Jahren ist sie zusammen mit ein paar weiteren Delegierten Martin Schulz auf einem SPD-Parteitag begegnet und hat ihn für seine Rede gelobt. Er habe sich sehr gefreut und breit gegrinst, sagt Christine Schrock, auch wenn das Lob nur von einfachen Delegierten gekommen sei. -pen-