Hans Schütz wird 90

29. Juli 2016

Nur selten sprachlos

„Man ist nicht nur für das verantwortlich, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.“ Wenn sich niemand engagieren würde, ginge das Gemeinwesen bald den Bach hinunter, ist das Credo von Hans Schütz. Er hat sich immer engagiert, über seinen Beruf hinaus und viele Jahre für die Anliegen von Straubings Senioren, alles andere als eine Randgruppe. Er hat nie große Worte darum gemacht. Am heutigen Montag wird er 90 Jahre jung.

Der gebürtige Straubinger wurde 1943 von der Schulbank des Gymnasiums weg in den Krieg eingezogen. Nach Rückkehr aus der Gefangenschaft absolvierte er zunächst eine Schreinerlehre, bildete sich zum Ingenieur fort und studierte danach am damals einzigen Fernlehrinstitut in Deutschland Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft.

Mit dieser Qualifikation wurde Hans Schütz Sachbearbeiter und später Sachgebietsleiter für den gesamten Bereich Wohnen in der Stadt Straubing. 15 Jahre lang war er Vorsitzender des Gesamt-Personalrats der Stadt und über fünf Jahre freigestellter Personalrat der Stadtverwaltung einschließlich aller städtischen Betriebe. Im Rahmen seiner gewerkschaftlichen Arbeit war er 16 Jahre lang Vorsitzender der ÖTV und jahrelang Mitglied in deren Bundes- und Landesvorstand.

1989 trat Hans Schütz in den Ruhestand und 1990 kandidierte er zum ersten Mal auf der SPD-Liste für den Stadtrat. 1992 rückte er für die verstorbene Edda Bauernfeind ins Plenum nach. Der SPD gehört Hans Schütz seit 1962 an. Damals war er eines der jüngsten Mitglieder im Straubinger SPD-Vorstand. Über zehn Jahre war er Seniorenbeauftragter der SPD. Bei der offiziellen Gründung der Arbeitsgemeinschaft SPD 60 plus wurde er sofort in den Landesvorstand gewählt und somit Vertreter für ganz Niederbayern. Darüber hinaus war er mehrere Jahre Vorsitzender von 60 plus im Straubinger Stadtverband und Unterbezirk. Da war es naheliegend, Schütz auch zum Vorsitzenden des damals neu gegründeten Seniorenbeirats der Stadt zu machen. Sein Amt hat er mit Eintritt in den Stadtrat an die inzwischen verstorbene Adeline Pflügl abgegeben.

Neben seinem Stadtratsmandat hatte Schütz weitere Ehrenämter inne. Er war ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht Regensburg, engagierte sich beim Förderverein des Klinikums St. Elisabeth, im Beirat der Volkshochschule, beim Obst- und Gartenbauverein und bei der Arbeiterwohlfahrt.

2002 kandidierte er nicht mehr für den Stadtrat. Der damalige Oberbürgermeister Reinhold Perlak, der Schütz aus dem Plenum verabschiedete, würdigte ihn als kollegialen, offenen und zuverlässigen Kollegen sowie als effizienten Arbeiter, der sich stets der Sorgen sozial schwacher und älterer Mitbürger angenommen hat. Er habe sich nie nach vorne gedrängt, sich vielmehr durch Bescheidenheit und Fairness ausgezeichnet.

2004 erhielt Hans Schütz aus der Hand des damaligen Leiters der Bayerischen Staatskanzlei Erwin Huber und der damaligen Regierungsvizepräsidentin Monika Weinl in Anerkennung seines vielfältigen ehrenamtlichen Engagements das Bundesverdienstkreuz. Er habe weit mehr getan als seine Pflicht und über viele Jahre vorbildlich Zeit, Tatkraft, Ausdauer und Nerven investiert, ohne nach dem eigenen Vorteil zu fragen, so die damalige Laudatio.

2013 ernannte ihn die SPD-Arbeitsgemeinschaft SPD 60plus zu ihrem Ehrenvorsitzenden. Dem Vorstand war es gelungen, diese Würdigung bis zum Tag der Bekanntgabe bei der Jahresabschlussfeier geheimzuhalten. Schütz war tatsächlich völlig überrascht. Vorstandsmitglieder wie Publikum freuten sich diebisch, dass „etwas für Hans Schütz wohl Einmaliges passiert ist: Er war sprachlos!“ Wir wünschen Ihm, dass er anlässlich seines 90. Geburtstages manch Schönes erlebt, was ihn sprachlos macht und dass er weiterhin ein Lobbyist für alte Menschen bleibt. Denn wenn man ihn kerzengerade und schnellen Schrittes auf dem Stadtplatz trifft, scheint er selber vom Titel „Senior“ noch weit entfernt. 90 hin oder her.

Monika Schneider-Stranninger

Teilen