Christine Schrock wird 60
2014 war für die Straubinger SPD eine bittere Zensur. Die Fraktion im Stadtrat verkleinerte sich nach dem Wählervotum der Kommunalwahl um ein Drittel auf acht Sitze. 2014 war auch eine bittere Pille für Christine Schrock, obwohl 24 Jahre im Stadtrat als streitbar und insbesondere im sozialen Bereich hochengagiert etabliert. Auch ihr Sitz fiel zu ihrer eigenen und zur Verblüffung vieler dieser Verkleinerung zum Opfer. Für die SPD ist sie dennoch eine wichtige Stütze geblieben. Bis vor Kurzem war sie Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Alburg. Seit 2003 ist sie SPD-Bezirks-Geschäftsführerin, hält die Stellung in der Geschäftsstelle in der Obermeierstraße. Sie ist Ansprechpartner für sämtliche SPD-Mitglieder in den Unterbezirken Regen und Straubing sowie jeweils für die Betreuung der Wahlen. Heute wird Christine Schrock 60 Jahre jung.
„Organisation ist Politik“, hat Fritz Fuchs zur Einführung von Christine Schrock als Bezirksgeschäftsführerin gesagt. Und Christine Schrock kann organisieren. Das hat sie auch elf Jahre lang als AWO-Ortsvorsitzende bewiesen, ehe sie 2011 den Stab an Christa Brunner weiterreichte. „Wenn es einem nur ein bisschen besser geht, sollte man sich für andere einsetzen.“ Das war der Leitsatz ihrer Großmutter, der sie durch ihr Leben begleitet.
Als Stadträtin hat Christine Schrock sich im Sozial-, Jugendhilfe- und Stiftungsausschuss engagiert, aber auch im Haupt-, Finanz- und Personalausschuss und gehörte als Verbandsrätin dem Zweckverband Abfallwirtschaft an sowie als Aufsichtsrätin der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft an. Zuletzt übernahm sie vom verstorbenen Bernd Uekermann das Amt einer Verwaltungsrätin für Wohnungsfragen. 2010 wurde sie für ihr 20-jähriges Engagement im Stadtrat mit der Goldenen Bürgermedaille geehrt.
Christine Schrock hat gehörig Erfahrung in der immer noch männlich dominierten (Kommunal-)Politik, aber einen längst nicht desillusionierten Blick auf die Realitäten: „Ich glaube, wir werben nicht gut für uns (Frauen), und außerdem haben Männer die kräftigeren Ellenbogen.“ Dafür haben Frauen-Entscheidungen, die ihrer Ansicht nach nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit Herz und aus dem Bauch gefällt würden, den Ellenbogen manches Mal einiges voraus. Ihr besonderes Augenmerk galt und gilt den Frauenrechten und der Gleichberechtigung von Frauen in Familie und Arbeitsleben. Die Ehefrau und Mutter zweier Söhne hat sich für die Einrichtung des Frauenhauses und Frauennotrufs ebenso eingesetzt wie für Kinderbetreuungs-Einrichtungen und familiengerechte Öffnungszeiten. Sie hat als Stadträtin in einer Reihe von Tagblatt-Kolumnen um Unterstützung und Verständnis für diese Anliegen geworben. Lange bevor Kinderkrippen gesellschaftsfähig wurden.
Dass sie sich in der Vergangenheit von ewig Gestrigen dann und wann als Emanze hat diffamieren lassen müssen, lasse sie zwischenzeitlich kalt, hat sie in einem Interview mit dem Tagblatt einmal erklärt. Denn Christine Schrock hat triftige Gründe für ihr Engagement. Sie hat nach zwei Semestern ihr Lehramtsstudium abbrechen müssen, weil sie ihr erstes Kind erwartete. Damals gab es zu wenige Betreuungs-Einrichtungen wie Krippen und Horte. Deshalb ist es für sie eine Genugtuung, dass schon in der SPD-Ära in Straubing einiges in solche Einrichtungen investiert wurde. „Wenn ich eine Tochter hätte, müsste sie heute in der gleichen Situation ihr Studium nicht aufgeben. Und darauf bin ich stolz“, sagt sie.
Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright hat einmal gesagt, „es gibt einen speziellen Platz in der Hölle für Frauen, die anderen Frauen nicht helfen.“ Christine Schrock ist auf jeden Fall aus anderem Holz geschnitzt. Wir gratulieren und wünschen weiter weibliche Courage, ob nun mit Mandat oder ohne.
Monika Schneider-Stranninger