„Da bin ich schon manchmal streng!“

Erlebten einen vergnüglichen Nachmittag mit allerhand Anekdoten beim Besuch von Schwester Brigitte in der Armenküche: Mitglieder der Sozialdemokraten mit Fraktionsvorsitzendem Peter Stranninger (2.v.r.).

20. Mai 2016

Straubinger Tagblatt | Straubinger Rundschau | 20.05.2016

SPD-Fraktion erhält Einblick in die Armenküche der Ursulinen

Mit einem freundlichen „Ja, Sie werden schon erwartet!“ werden die Mitglieder der Straubinger SPD von der Pforte in den Innenhof des Ursulinenklosters geleitet. Dort wartet schon Schwester Brigitte. Blitzblank ist ihre Armenküche herausgeputzt, deren Eingang gegenüber des Wappensaals im Herzogsschloss leicht zu finden ist. Sie zeigt den Sozialdemokraten wie der Laden funktioniert.

Alles hat seinen Platz. Die Küche hat Schwester Brigittes Verwandter Bernd Albrecht organisiert, der große Gefrierschrank ist eine Spende der Straubinger Apotheker. Einen Geschirrspüler braucht die Schwester nicht, denn nichts gehe über Handarbeit. Seit 1950, also 66 Jahren, ist sie schon bei den Ursulinen. Die väterliche Landwirtschaft zu übernehmen, sei nie in Frage gekommen, da ihr nichts ferner gelegen habe als zu heiraten. Und so ist sie als Putzschwester, die auch abgespült und Essen ausgetragen habe, bis 1998 ihrer Berufung nachgegangen. Dann hat sie die Idee der Armenküche nicht mehr losgelassen. Mit 65 schließlich habe sie das Kochen gelernt und ihre Einrichtung eröffnet, erzählte sie. Seitdem bekommt sie regelmäßig Besuch von Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Ein Essen wird gleich verzehrt, das zweite dürfen die Besucher im Henkelmann mitnehmen. Schwester Brigitte ist eine findige Organisatorin. Mit ihren 83 Jahren kokettiert sie ein wenig mit dem einen oder anderen Zipperlein, was ihre Helfer in Bewegung setzt. Schließlich muss eingekauft werden. Großpackungen, im Angebot, aber von guter Qualität für ihre Brüder und Schwestern: „Wenn mei Nudelsalat mit Fleischwurst auf'm Tisch steht, da schaufeln's außa“, erzählt die Schwester nicht ohne Stolz. Sparsamkeit und Bescheidenheit sind ihre Maxime. Damit sei sie immer gut durchs Leben gekommen. Und ihre Kunden sind ihr ans Herz gewachsen, auch wenn der Richard jetzt nicht mehr kommt, weil er schon verkalkt ist. Ein strenges Regiment müsse sie auch manchmal führen. Wer ungewaschen an die Tafel kommt, bekommt von ihr den Kopf gewaschen: „Wenn der Strom gesperrt ist, kann man sich immer noch mit kaltem Wasser auswaschen! Da bin i scho streng!“

Auf die Frage, wie sich denn die Armenküche finanziere, kommt ihr sofort der Schalk in die Augen: „Spenden. Und wenn oahna fragt, was i mit dem ganzen Geld mach, sag i einfach, dass i's verrauch' und versauf'.“ Dumme Frage, dumme Antwort. Schwester Brigitte will weitermachen, so lange es noch geht. „So kann ich auch im Alter noch Gutes tun.“ Auch wenn nach zwei Stunden in der Küche „d'Fiaß und's Kreiz weh dan“. Gerührt war sie, als sie bei einem Empfang der Stadt einen Blumenstrauß vom Bürgermeister überreicht bekommen hat. „Sie arbeiten so viel im Stillen. Dafür möchte ich Ihnen heute danken“, hat er damals gesagt. Und was macht Schwester Brigitte, wenn sie nicht für die Armen kocht? „Beten um die Bekehrung der Terroristen.“ Oder eine kleine Spende von den Sozis annehmen. Damit sie wieder etwas für ihre Brüder und Schwestern kochen kann.

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