„Ausgerechnet in Straubing“

22. März 2016

Straubinger Tagblatt | Straubinger Rundschau | 22.03.2016 Kundgebung am Ludwigsplatz: Stelzl und von Winning gegen Grenzzaun-Halbe in Stellung

Mit der Kundgebung „Lauter gegen Rassismus“ am Ludwigsplatz beteiligte sich Straubing am Internationalen Tag gegen Rassismus am gestrigen 21. März. Auf der Kundgebung „Lauter gegen Rassismus“ haben Bürgermeisterin Maria Stelzl und der evangelische Pfarrer Hasso von Winning gestern Abend Position gegen die Grenzzaun-Halbe der Röhrl-Brauerei bezogen. „Wenn ich gegen Grenzzäune bin, bin ich konsequenterweise auch gegen Grenzzaun-Halbe“, erklärte Maria Stelzl. Hasso von Winning forderte die Brauerei auf: „Nimm dieses Bier so schnell es geht vom Markt, um weiteren Schaden von unserer Stadt und der Brauerei abzuwenden.“

Zu der vom Ausländer- und Migrationsbeirat und sieben weiteren Organisationen veranstalteten Kundgebung waren rund 300 Teilnehmer am Montagabend auf den Ludwigsplatz gekommen. In ihrem Grußwort sagte Maria Stelzl: „Menschen, die in ihrer Heimat verfolgt werden, müssen bei uns Schutz und Zuflucht finden dürfen. Ich stehe auch in der jetzigen Situation dafür, dass Mauern und Zäune keine Lösung sind.“ Die Röhrl-Aktion nannte sie „eine vollkommen missglückte Sache.“ Sie hoffe, dass sich „das in den nächsten Tagen von selbst erledigen wird.“

Hasso von Winning, Sprecher des Bündnisses „Straubing ist bunt“, war wegen der umstrittenen Röhrl-Aktion von den Veranstaltern kurzfristig zu einer Rede eingeladen worden. Es könne Zufall sein, sagte von Winning, dass das Ablaufdatum der Grenzzaun-Halbe mit dem 9. November der Tag der Reichspogromnacht sei, und auch ein Verkaufspreis von 88 Cent, dem Zahlencode der rechten Szene für „Heil Hitler“, könne Zufall sein: „Aber dann muss das aufhören. Es kann nicht sein, dass ein solches Bier in Straubing, ausgerechnet in Straubing, verkauft wird.“ Der Brauereichef müsse „sich gefallen lassen, dass Menschen sagen: Wir trinken dieses Bier nicht.“

Zuvor hatten Meltem Ulusoy und Amina Hersi-Isse vom Ausländer- und Migrationsbeirat die Kundgebung mit einem Appell an „Toleranz und Hilfsbereitschaft für alle Menschen“ eröffnet. Der Verwaltungsrat für Integrationsfragen, Nail Demir, forderte „Vielfalt, freie Rede, Gleichberechtigung und Respekt voreinander“ als nicht verhandelbaren Bestandteil der Gesellschaft ein.

Neben dem Ausländer- und Migrationsbeirat hatten katholische, evangelische, israelitische, türkisch-islamische und die alevitische Gemeinde sowie der Verein „Montagsgespräch und Raduga“ und der albanische Verein zu der Kundgebung aufgerufen. Die Veranstaltung war der Straubinger Beitrag zum Internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März. -we-

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